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  • AutorenbildSamaviva Akademie

Klarsehen, klarkommen, klarbleiben

Aktualisiert: 24. Apr. 2020

Ich habe gern Klarheit in meinem Leben. Doch das Leben hält sich nicht daran, es hat seine eigenen Regeln und, da gibst du mir sicher recht, es kann ziemlich chaotisch sei...


Im Moment beispielsweise habe ich das Gefühl, dass Klarsehen ein Ding der Unmöglichkeit ist. Das Informationsangebot ist einfach zu gross. Erst mussten wir lernen, was wir alles nicht mehr dürfen wegen Corona und jetzt müssen wir lernen wie es in kleinen Schritten in einen (immer noch Corona geprägten) normaleren Alltag wieder zurück geht. Da ist nichts mit einfach mal putzen oder aufräumen und alles ist wieder schön und adrett, nach sechs Wochen Lockdown. Im Gegenteil, es gibt so verschiedene Anweisungen, dass ich manchmal nicht weiss, trifft das jetzt für mich zu oder nur für die anderen?


Was also kann helfen klarzukommen? Und vor allem klarzubleiben?


Es ist so, jeder von uns macht sich sein Bild von dieser Welt auf seine eigene Art und Weise.

Ich sehe die Welt mit meinen Augen, ich höre mit meinen Ohren, ich rieche, schmecke und fühle und in meinem Kopf verbindet sich alles mit den Dingen, die ich bereits gestern oder vorgestern, früher einmal gesehen, gehört, gelesen, erfahren und gelernt habe.

Das bedeutet, dass alle Informationen, die aufgenommen werden, ganz individuell gefärbt sind, von jedem etwas anders verarbeitet und verstanden werden. EINE Wahrheit gibt es nicht. Für nichts und niemanden. Deshalb macht es auch gar keinen Sinn, sich ständig über alles und jede/n aufzuregen. Nimm das, was du zur Verfügung hast und mach das Beste daraus.


Auch das ist sicher leichter gesagt als getan. Ein Beispiel: in Kürze soll es wieder möglich sein, im Blumenladen einen Strauss Tulpen zu kaufen, sich beim Friseur die Haare schneiden zu lassen oder (wer es mag) sich ein Tattoo im Lieblingsstudio stechen zu lassen. Auch zur Physio wegen eines schmerzenden Rückens darfst du, ins Yogastudio allerdings nicht, obwohl Yoga bei Rückenschmerzen wirklich eine sehr gute Wahl ist. Eine Rückenmassage dagegen ist erlaubt, da verstehe einer die Welt.

Die ersten Lockerungsmassnahmen sind offenbar ein Balanceakt und mit grossen Unsicherheiten belastet. Nicht jeder und jede wird damit gleich zufrieden sein. Da tauchen viele Fragen auf: Welche Lockerungen gibt es im sozialen Leben? Bleibt es bei social distancing? Werden die Spielplätze wieder geöffnet? Kann ich meinen gebuchten Urlaub antreten oder in Kürze schon wieder ein Familiengrillfest zum runden Geburtstag im Garten veranstalten? Wohl eher nicht.


Wie soll man denn dabei klarbleiben?


Versuch es damit: Bleib bei dir. Sorge gut für dich. Es gilt nach wie vor nur das. Deine eigene Gesundheit schützt auch andere. Ernähre dich gesund, bewege dich an der frischen Luft und gib den negativen, verwirrenden Gedanken nicht weniger Raum. Fragen, die auftauchen, kannst du auch erstmal unbeantwortet lassen. Passende Antworten gibt es vielleicht morgen oder übermorgen. Sorge vor allem dafür, dass du dich beruhigst...


Wenn du spürst, im Kopf beginnt sich das Gedankenkarussell zu drehen nach der letzten Nachrichtensendung im Fernsehen, dem Telefonat mit der besten Freundin oder nach dem Gespräch mit den Eltern oder dem Nachbarn, halte einen Moment inne und nimm bewusst diesen Zustand wahr. Was macht diese Bewegung der Gedanken mit dir? Entstehen vielleicht Gefühle von Ungeduld oder Ratlosigkeit, von Angst oder Ohnmacht, von Verzweiflung, wie nur alles weiter gehen soll? Und was lösen diese Gefühle aus? Möchtest du schreien oder weinen? Hast du einen Kloss in der Kehle oder eher das Bedürfnis zu reden? Fröstelt es dich oder beginnst du zu schwitzen? Schlägt dein Puls schneller? Was passiert mit dir?

Dieses Beobachten des Geistes und der körperlichen Reaktionen darauf, ist ein wichtiger Schritt, den du lernen kannst. Es schafft eine (zunächst winzige, später auch grössere) Distanz zwischen der Wahrnehmung einer Sache und der bewussten Reaktion darauf. Dieses Abwarten und Beobachten ist aber auch eine Chance durchzuatmen, den Atem zu beruhigen. Yoga lehrt: kommt der Atem zur Ruhe, beruhigt sich auch dein Geist. Schon in den traditionellen Yogatexten ist das zu finden. Die alten Yogis waren klug.


Wenn du dieses Wissen nutzt, heute, 2020, dann kannst Du davon profitieren und wieder klarer sehen. Probiere es aus. Nimm die nächstbeste Situation, wenn Nachrichten dich verwirren oder nerven, Gefühle hochfahren und deine klare Sicht vernebeln...

Setz dich und schliess deine Augen. Beobachte deine Gedanken.

Nimm wahr, wie dein Körper reagiert.

Spüre deinen Atem, betrachte, wie du einatmest und ausatmest.

Und dann atme etwas tiefer und gleichmässiger nur durch die Nase ein und aus.

Mit der Ausatmung bringst du deine Aufmerksamkeit jedesmal in den Bauch.

Ziehst sanft die Bauchdecke nach innen mit jeder Ausatmung, beim Einatmen lässt du sie wieder locker. Übe anfangs eine Minute, später auch gern länger.

Du kannst diese Übung jeden Tag, so oft du magst, praktizieren.

Viel Erfolg!


(Autorin: Antje)



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